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Poetische Minuten zu Leben und Tod

Viele Menschen sitzen auf Bänken und Klappstühlen und schauen auf eine Person, die vor einem Mirko steht.

Der Christliche Friedhofsverband lud letzte Woche zum ersten Poetry-Slam auf dem Friedhof ein. Die Idee begeisterte viele Zuschauer*innen.

Tiefgründige Texte über das Leben und den Tod, präsentiert in fünf bis sieben Minuten an dem Ort, an dem Leben und Tod ganz nahe bei einander liegen – und zwar auf dem Friedhof. Das war die Idee des ersten Poetry-Slam, zu dem der Christliche Friedhofsverband am vergangenen Mittwoch auf den evangelisch-lutherischen Friedhof Hochstraße eingeladen hatte. Eine Idee, die gut ankam.

Vier Wortakrobat*innen trugen ihre Texte vor. Zwei Runden gab es, bei denen sie zuerst einen Text über das Thema Tod und dann einen über das Leben präsentierten. Anschließend gab das Publikum seine Stimme für die Finalist*innen ab, die jeweils einen Text nach Wahl präsentierten.

Miteinander ins Gespräch kommen

„Es mag auf den ersten Blick ein ungewöhnlicher Ort für solch eine Veranstaltung sein, doch Friedhöfe sind besondere Orte und sie haben eine besondere Atmosphäre. Hier liegen Leben und Tod so nah beieinander“, erklärt Stephanie Trapp, Öffentlichkeitsreferentin des Christlichen Friedhofverbandes Wuppertal. „Daher bieten sie sich auch für ein Poetry Slam an, das Menschen schnell miteinander ins Gespräch bringt, denn die gehörten Texte bieten dazu wunderbare Anknüpfungspunkte.“

Für Gesprächsstoff sorgte der Wuppertaler Theologe und Slam-Poet Holger Pyka direkt mit einem Satz in seinem ersten Beitrag: „Das Leben ist für alle tödlich, aber nicht für alle gleich.“ Er entschied die erste Wettbewerbsrunde deutlich für sich. In seinem Text verarbeitete er seine Erfahrungen als Pfarrer, der in Beerdigungen viel über das Leben gelernt hat. Er brachte das Publikum nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Lachen.

Unter dem Titel „Was noch kommt“ machte sich der Wuppertaler Künstler und Peotry-Slammer Michael Schumacher aus der Sicht eines Toten Gedanken über das Leben, das zu kurz sei, um sich immer wieder zu fragen, was danach komme. Sonja van der Veen, die schon seit einigen Jahren auf den Poetry Slam-Bühnen Deutschlands sehr erfolgreich unterwegs ist, warnte vor dem Krieg und der dadurch sterbenden Menschlichkeit, die sowohl politisch als auch auf gesellschaftlicher Ebene von großer Bedeutung sei.

Slam-Poetin Lara Essig gewinnt

Drei Männer und 2 FRauen stehen vor einem Gebäude und halten eine kleine Dose in die Kamera. Eine Frau hält einen Pokal in der Hand.
Von links: Ralph Michael Beyer, Lara Essig, Holger Pyka, Sonja van der Veen und Michael Schuhmacher

Die 25-jährige Wuppertaler Poetin Lara Essig sprach über das ganz persönliche und überaus relevante Thema Suizidgedanken. „Suizidal ist man, wenn man mehr Angst vor dem Leben als vor dem Tod hat. Am Ende stand ich vor der Entscheidung, 100 Prozent zu leben oder für immer wegzulaufen“, formulierte sie ihren Weg zu Individualität und Lebensfreude. Mit ihren Texten gewann sie schließlich den ersten „Death and life-Slam“ des Christlichen Friedhofsverbandes, der nächstes Jahr erneut stattfinden soll.

„Wir freuen uns, dass um die 50 Menschen Interesse an dem Thema zeigten“, sagt Stephanie Trapp. „Und sind froh, dass wir auf der einen Seite den Raum für schwere, bedrückende und belastende Themen bieten konnten und gleichzeitig das Leben feiern konnten und gemeinsam gelacht haben.“

Text: Stephanie Trapp/Sabine Damaschke

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